Der Jahreswechsel ist für die meisten von uns eine Zeit, in der wir Bilanz ziehen und gute Vorsätze fassen. Prinzipiell eine gute Sache: Zwischen den Jahren kehrt etwas Ruhe in den sonst meist hektischen Alltag ein. Das lässt uns Zeit und lädt uns dazu ein, uns selbst und das eigene Leben mit etwas Abstand zu betrachten. Bilanz zu ziehen. Im Idealfall heißt das auch: Das feiern, was gut läuft (mehr davon!) und die Dinge ändern, die nicht gut laufen. Ziele setzen also. Dumm nur, dass die meisten Ziele spätestens Ende Januar in Vergessenheit geraten sind und viele Vorsätze doch nicht umgesetzt werden. Das liegt meist daran, dass wir es uns bei der Zielformulierung und Zielerreichung unnötig schwer gemacht haben.
Deswegen liefere ich in der Serie „Alle Jahre wieder. Ziele setzen und tatsächlich auch erreichen“ Tipps und Kniffe, wie Sie typische Fallstricke bei der Zielsetzung umgehen können und Ihre Ziele auch tatsächlich erreichen. Im ersten Teil gebe ich Ihnen sieben Tipps, wie Sie Ziele wirkungsvoll formulieren.
1. Schreiben Sie Ihr Ziel auf.
Damit meine ich nicht eine virtuelle Liste in Ihrem Kopf. Echt aufschreiben. Am besten auf Papier. Das erhöht das Gefühl der inneren Verpflichtung. Visuelle Ästheten unter uns können sich mit kleinen, hübschen Post-It´s, Stickern oder was auch immer Spiegel, Kühlschränke und die Innenseiten von Briefkästen verschönern.
2. Gute Ziele = attraktive Ziele, die sich gut anfühlen.
Ein Ziel ist ein gutes Ziel, wenn es wirklich attraktiv für Sie ist. Wenn Sie es wirklich wollen. Selbst wollen. Nicht, weil Tante Erna will, dass Sie wollen oder weil Sie denken, Sie würden etwas hübscher/ erfolgreicher / zufriedener sein, wenn Sie irgendetwas erreichen. Ein attraktives Ziel erkennen Sie daran, dass auch Ihr Bauch „JA“ dazu sagt. Das merken Sie im Idealfall körperlich. Antonio Damasio, ein portugiesischer Neurowissenschaftler, bezeichnet das als „somatische Marker“. Das sind körperliche Reaktionen, die uns zeigen, ob wir uns in Bezug auf eine Situation oder ein Ziel gut oder schlecht fühlen. Also: Haben Sie ein Lächeln auf den Lippen, wenn Sie an Ihr Ziel und dessen Erreichung denken? Leuchten die Augen? Atmen Sie tief und entspannt? Gut!
3. Ein Ziel positiv zu formulieren hilft nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrem Hirn.
Formulieren Sie Ihr Ziel positiv und beschreiben Sie den erwünschten Endzustand. Wir Psychologen nennen das Annäherungsziel. Im Unterschied zu Vermeidungszielen, bei denen wir formulieren, was wir nicht mehr wollen. Wenn Sie sagen „Ich will nicht mehr rauchen.“, erinnern Sie Ihr Gehirn ständig daran, was Sie eigentlich nicht mehr wollen. Denn Ihr Gehirn versteht nur „Rauchen!“. Hypnotischer Auftrag an sich selbst. Braucht kein Mensch und funktioniert vor allem auch nicht. Besser ist es also, sich das Leben als Exraucher mit allen Sinnen auszumalen.
4. Werden Sie konkret. So konkret es eben geht!
Der Grad der Präzisierung unterscheidet ein Ziel von einem (mehr oder minder vagen) Wunsch! Also: Was genau wollen Sie erreichen? Abnehmen? Zu ungenau! 5 Kilo bis zum 01.03.2014, jede Woche 0,5 kg, wiegen immer freitags – das ist genau. Etwas mehr Sport treiben? Zu ungenau! Jede Woche am Dienstag und Freitag für 30 Minuten am Vor-, Nachmittag oder Abend im Oberwald (für die Karlsruher Leser) joggen gehen – das ist genau.
5. Kluge Menschen formulieren anspruchsvolle, aber realistisch erreichbare Ziele. Keine größenwahnsinnigen.
Das Ziel kann noch so attraktiv sein – wenn es nicht erreichbar scheint, werden Sie garantiert irgendwann keine Energie mehr dafür aufbringen. Das soll jetzt nicht heißen, Ziele sollten nicht anspruchsvoll sein. Dürfen Sie. Nur nicht so hochgesteckt, dass uns der kleine Mann im Ohr schon von Anfang an vollquatscht mit „Das schaffst du eh nie.“. Wer wissen will, wie man das macht, findet vielleicht die „goal attainment scale“ nützlich. Außerdem gibt es auch einen kurzen Artikel zum Inneren Kritiker und wie er zu bändigen ist.
6. Die Zielerreichung liegt in Ihrer Hand und ist vollständig in Ihrer Kontrolle.
Formulieren Sie Ziele so, dass Sie nicht von anderen Personen, dem Schicksal oder Zufall abhängen. Wenn die Zielerreichung nicht von Ihnen allein abhängt, sondern davon, dass „andere mitziehen“, sich bestimmte günstige Sternenkonstellationen erst ergeben müssen oder der liebe Gott es gut mit Ihnen meint, dann werfen Sie das Ziel über Bord oder formulieren Sie es so um, dass Sie es nur von Ihnen allein abhängt. Erfolge können Sie sich dann ganz allein zuschreiben – aus motivationaler Sicht sehr wichtig.
7. Verbündete, Nachfrager und Auf-die-Füße-Treter gesucht!
Auch wenn Sie Ihre Zielerreichung nicht von anderen abhängig machen sollten, können Sie sich Verbündete suchen. Zum Beispiel, indem Sie einer bestimmten Person Ihr Ziel verraten, die Ihnen regelmäßig auf die Füße tritt und nachfragt, was daraus geworden ist. Erhöht die Verbindlichkeit.
Wir alle haben Ziele – kleinere und größere. Sie helfen uns, uns bewusst zu entwickeln und lenken den Fokus unserer Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte. Nicht immer erreichen wir jedoch das, was wir uns vornehmen. Die Beiträge der Serie „Alle Jahre wieder. Ziele setzen und tatsächlich auch erreichen“ sollen Ihnen helfen, wirkungsvolle Ziele zu formulieren und liefern Ihnen Anstöße, psychologisches Know-how und Tipps, wie Sie Ihre Ziele auch in die Tat umsetzen. Das schafft Erfolgserlebnisse und stärkt das Selbstwirksamkeitserleben („ich kann das hinbekommen, was ich mir vornehme“).